Diese russische Brigade soll den Damm gesprengt haben

Explosion am Kachowka-Staudamm Wer hat den Damm gesprengt? Geheimdienst soll Hinweis haben

Aktualisiert am 06.06.2023 – 23:37 UhrLesedauer: 4 Min.Russland spricht davon, dass es bei der Explosion zu keinen “kritischen Schäden” gekommen sei. Neue Aufnahmen zeigen jedoch das Ausmaß der Zerstörung. (Quelle: t-online)Nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms bezichtigen die Ukraine und viele westliche Politiker Russland. Doch es gibt auch andere Vermutungen. Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine müssen Angaben aus Kiew zufolge Zehntausende Menschen vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht werden. Wie es zum Dammbruch kommen konnte, ist bislang unklar. Russland und die Ukraine geben sich gegenseitig die Schuld. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden könne “nicht abschließend sagen”, wer für den massiven Bruch des Damms verantwortlich sei, sagte auch der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Dienstag vor Reportern im Weißen Haus. NBC News berichtete unter Berufung auf zwei US-Beamte und einen “westlichen” Beamten, dass die USA über Erkenntnisse verfügten, die klar auf Russland hindeuten würden. Entsprechende Geheimdienstinformationen könnten noch am Dienstag veröffentlicht werden.Die Ukraine glaubt sogar zu wissen, welcher russischen Brigade die Sprengung anzulasten ist. Das berichtet der “Kyiv Independent” unter Berufung auf die ukrainische Nachrichtenagentur Liga, die den Chef des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates Oleksii Danilov zitiert. Demnach beschuldigt Danilov die 205. motorisierte Schützenbrigade Russlands, den Anschlag auf den Staudamm verübt zu haben. Die Brigademitglieder seien im Kraftwerk in der Nähe der von Russland besetzten Nowa Kachowka stationiert und kontrollierten die Anlage.

Scholz: “Für diese menschengemachte Umweltkatastrophe gibt es nur einen Verantwortlichen”

Auch viele westliche Politiker machen Russland verantwortlich. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) etwa warf Moskau vor, in dem seit mehr als 15 Monaten dauernden Krieg immer stärker zivile Ziele anzugreifen. “Das ist ja auch etwas, das sich einreiht in viele, viele der Verbrechen, die wir in der Ukraine gesehen haben, die von russischen Soldaten ausgegangen sind”, sagte er. “Für diese menschengemachte Umweltkatastrophe gibt es nur einen Verantwortlichen: der verbrecherische Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine”, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf einer Reise in Brasilien.Russland wies jegliche Schuld von sich. “Wir erklären offiziell, dass es sich hier eindeutig um eine vorsätzliche Sabotage der ukrainischen Seite handelt, die auf Befehl (…) des Kiewer Regimes geplant und ausgeführt wurde”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Beweise legte er nicht vor. Präsident Wladimir Putin werde über alle Entwicklungen informiert, sagte er.

Stoltenberg: “Ungeheuerliche Tat”

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hielt Moskau vor, Tausende Zivilisten zu gefährden und schwere Umweltschäden in Kauf zu nehmen. “Dies ist eine ungeheuerliche Tat, die einmal mehr die Brutalität von Russlands Krieg in der Ukraine demonstriert.” EU-Ratspräsident Charles Michel zeigte sich schockiert über einen “beispiellosen Angriff”. Der britische Außenminister James Cleverly sprach von einem Kriegsverbrechen.Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms besteht Überschwemmungsgefahr für Dutzende ukrainische Ortschaften. (Quelle: IMAGO/Alexei Konovalov)

Ukraine: Russland will Großoffensive ausbremsen

Ähnlich hatte sich auch Selenskyjs Stabschef Jermak geäußert. Er vermute, dass Russland mit der Zerstörung die geplante ukrainische Großoffensive ausbremsen wolle. Auf Twitter schrieb er, durch die Sprengung nehme auch die Bewässerung für die Landwirtschaft im Süden der Ukraine Schaden.Selenskyj selbst wies nach Angaben seines Präsidialamtes darauf hin, dass die Ukraine vor genau diesem Szenario gewarnt habe, seit die russischen Kräfte Cherson im Herbst 2022 geräumt hatten. Denn Russland habe weiterhin die Kontrolle über Staudamm und Wasserwerk gehabt. Die ukrainischen Streitkräfte kündigten an, die Rückeroberung besetzter Gebiete trotzdem fortzusetzen. Die Ukraine verfüge über “alle notwendigen Boote und Pontonbrücken, um Wasserhindernisse zu überwinden”, teilte das Militär mit. Die Besatzer hätten den Staudamm “aus Angst vor der ukrainischen Armee” gesprengt.