Inspekteur Mais hat aber auch gesagt: “Wenn wir nichts tun.” Und das ist ja nicht der Fall.Sie sagen: Wir schaffen das?Ich bin zuversichtlich, dass wir das hinbekommen, aber leicht wird es nicht!Prognosen zufolge wird Deutschland das Ziel der Nato, zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung auszugeben, auch in den kommenden Jahren nicht erreichen. Klingt nicht wirklich nach der vom Kanzler ausgerufenen Zeitenwende.Ich kenne die von Ihnen genannten Prognosen nicht. Und wenn es sie gäbe, wären sie falsch. Wir werden das Zwei-Prozent-Ziel erreichen. So, wie wir es bei der Errichtung des Sondervermögens in Höhe von 100 Milliarden beschlossen und gesetzlich geregelt haben.Das müssen Sie erklären.Es geht darum, das Zwei-Prozent-Ziel im Durchschnitt der nächsten Jahre zu erreichen. Außerdem werden wir das Sondervermögen in die Berechnung mit einbeziehen. Die zwei Prozent setzen sich also aus dem jährlichen Verteidigungsetat und den jeweiligen Ausgaben aus dem Sondervermögen zusammen.Was allerdings bedeutet: Sie müssen die 100 Milliarden Euro Sondervermögen schnell ausgeben, damit Sie in den nächsten Jahren das Zwei-Prozent-Ziel erreichen.Da widerspreche ich nicht. Spannend wird es, wenn das Sondervermögen weg ist.Wann wird das der Fall sein?Wenn wir gut sind, dann im Jahr 2027, ich halte 2028 für etwas realistischer.Sie wollen den Wehretat allerdings so erhöhen, dass er unabhängig vom Sondervermögen das Zwei-Prozent-Ziel erreicht. Finanzminister Christian Lindner will dagegen sparen. Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie für 2024 mehr Geld zur Verfügung haben als die rund 50 Milliarden Euro in diesem Jahr?Angesichts der äußerst schwierigen Finanzlage bin ich ehrlich gesagt nicht sehr zuversichtlich. Rund 20 Milliarden Euro im Haushalt des nächsten Jahres sind bislang nicht gedeckt, darüber hinaus gibt es zusätzliche Anmeldungen weiterer Ressorts. Mir ist angesichts dieser schwierigen Rahmenbedingungen wichtig, dass ich inklusive des Sondervermögens im nächsten Jahr zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für militärische Ziele ausgeben kann.Wie hoch müsste der Etat 2024 denn sein, damit Sie dieses Ziel auch tatsächlich erreichen?Darüber sprechen wir gerade. Entscheidend ist für mich, dass ich nichts einsparen muss …… aber Sie wollen doch eigentlich mehr Geld, jetzt sind Sie schon mit dem Status quo zufrieden?Es wäre ein wichtiger erster Schritt, wenn wir als einziges Ministerium jetzt kein Geld einsparen müssten. Aber es muss allen klar sein: Eine besser aufgestellte Bundeswehr kostet auch Geld. Und deshalb bleibt die Finanzierung des laufenden Betriebs – angesichts eines erhöhten Aufwandes und gestiegener Preise – eine Herausforderung. Deshalb könnte ich mit dem sich abzeichnenden Ergebnis ehrlicherweise nicht zufrieden sein.Das heißt aber: Sie rechnen nicht mehr damit, dass Sie die zehn Milliarden Euro, die Sie öffentlich für nächstes Jahr zusätzlich fordern, auch tatsächlich bekommen.Die Haushaltslage ist schwierig, und die Gespräche laufen noch.In der Nationalen Sicherheitsstrategie, die die Regierung in dieser Woche vorgestellt hat, kommt die Bundeswehr 31 Mal vor …… Sie haben schon durchgezählt?Ja. Uns ist allerdings aufgefallen, dass Sie für die Strategie keine Einführungsworte geschrieben haben – anders als der Kanzler und die Außenministerin.Ich kann Sie beruhigen: Damit kann ich leben.Aber müsste die Nationale Sicherheitsstrategie nicht federführend vom Verteidigungsministerium entwickelt werden – und nicht vom Außenministerium?Das bin ich schon mal gefragt worden.Und was haben Sie geantwortet?Mein Ministerium hat mit die wichtigsten inhaltlichen Beiträge zur Nationalen Sicherheitsstrategie geliefert, naheliegenderweise. Das ist mir wichtig – und nicht, wer auf irgendwelchen Fotos zu sehen ist.Und trotzdem fragen wir uns, warum Sie sich von der Außenministerin die Show stehlen lassen?Sie können sich das gern fragen. Mir ist es egal, solange die Inhalte gut sind. Das Verteidigungsministerium hat die Punkte untergebracht, die uns und mir wichtig sind.Zum Schluss noch ein paar privatere Fragen: Sie hatten schon viele politische Ämter, das aktuelle ist das zeitintensivste. Hatten Sie seit Amtsantritt überhaupt schon einen freien Tag?Einen richtig freien Tag?Aber auf Ihr Handy mussten Sie trotzdem gucken, oder?Na klar, anders geht es in meinem Job nicht.Haben Sie noch Kontakt zu Ihrer glücklosen Vorgängerin Christine Lambrecht?Ja, hatte ich gelegentlich.Sie sind nach Boris Pasternak benannt, haben selbst Russisch gelernt, waren bereits als Jugendlicher in der Sowjetunion. Haben Sie dadurch einen anderen Blick auf Russland als viele Bürger?Möglicherweise weniger auf Russland als auf die russischen Menschen. Der wesentliche Unterschied ist: Wenn man Russisch spricht, hat man einen besseren Zugang zu den Menschen. Aber auch der ändert nichts daran, dass ich es schrecklich finde, in welche Richtung sich die russische Politik in den vergangenen Jahren entwickelt hat.Sie sind noch nicht so lange mit Ihrer derzeitigen Partnerin zusammen. Wegen Ihres neuen Amtes mussten Sie aber sofort nach Berlin ziehen und sind jetzt nahezu rund um die Uhr eingespannt. Wie sehr belastet das eine noch recht junge Beziehung?Machen Sie sich darüber keine Sorgen: Wir bekommen das ganz hervorragend miteinander hin und wir fühlen uns in Berlin sehr wohl.Als Fußballer wurden Sie angesichts Ihrer eher forschen Spielweise “Kamikaze” genannt …… der Name kommt daher, dass ich Verteidiger und Libero war, ich also abräumen musste. Ich war schnell, athletisch und konnte die Gegner aufhalten. Dabei habe ich mich selten geschont. Aber das will ich schon noch erwähnen: Ich bin trotz meiner robusten Spielweise nie vom Platz gestellt worden.Was kann man denn vom Fußball für die Politik lernen?Das müssen Sie jetzt sagen.Nein, es ist so: Auf jeder Position braucht es jemanden, der seinen Job gut macht und sich damit in den Dienst der Mannschaft stellt. Aber es braucht natürlich auch einen, der weiß, wo die Mannschaft hinwill. Deshalb ist der Trainer so wichtig.Die Frage drängt sich nun auf: Ist die Ampel ein gutes Team?Das sagen Sie ohne Schmunzeln?Herr Pistorius, vielen Dank für das Gespräch.
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