Geht das jetzt schon wieder los?


Guten Morgen liebe Leserin, lieber Leser,die Sonne scheint, der Spätsommer zeigt sich von seiner schönsten Seite – doch die Warnzeichen sind nicht zu übersehen: Nachbarn husten, Kollegen bleiben mit Triefnase zu Hause, in vielen Apotheken sind Corona-Tests plötzlich ausverkauft. Israel hat als erstes Land die Testpflicht wieder eingeführt, der amerikanische Präsident trägt wieder Maske, und auch hierzulande greifen immer mehr Leute zum Mundschutz. “Holt die Masken wieder raus!”, fordert der “Spiegel”, der schon in der Pandemie unermüdlich für harte Regeln trommelte.Geht das jetzt schon wieder los – der Virusschlamassel, die Massenpanik und die Dauerbeschäftigung mit dem Erreger? In den rund zwei Jahren seit Ende des letzten Lockdowns sind mehrere Corona-Varianten durchs Land gewabert, von “Omikron” über “Lambda” und “My” bis “Eris”. Die meisten Menschen sind mittlerweile grundimmunisiert, haben also durch Erkrankung oder Impfspritzen mindestens dreimal Kontakt mit dem Erreger gehabt und genießen weitgehenden Schutz.Doch die neueste Variante ist tückisch: “Pirola” verbreitet sich rasant und weist außergewöhnlich viele Mutationen am Spike-Protein auf, mit dem das Virus in menschliche Zellen eindringt. Die Dänen und die Schweizer haben sie schon; es dürfte nur noch eine Frage von Tagen sein, bis sie auch in Deutschland nachgewiesen wird. Mediziner vermuten, dass es sich um eine ganz neue Viruslinie handeln könnte. Dann hätte “Pirola” womöglich das Potenzial, den Immunschutz auszutricksen.Droht also wieder der Ausnahmezustand mit überfüllten Krankenhäusern, sozialen Konflikten, gar Lockdowns? Auf die Gefahr hin, mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, sage ich: Nein, droht uns nicht. Nicht, wenn wir besonnen bleiben. Selbst wenn sich Arztpraxen und Intensivstationen im Herbst wieder füllen sollten, besteht kein Grund zur Angst. Das Land ist heute besser vorbereitet, besser organisiert und vor allem: Die Mehrheit der Bevölkerung betrachtet Corona gelassener.Die Pandemiejahre 2020 und 2021 waren hart, aber sie waren auch lehrreich. Weil das neue Virus die Gesellschaft überrumpelte, wurden viele Fehler gemacht: Erst unterschätzte man die Gefahr, dann neigte man zum Überreagieren. Geschlossene Schulen, gesperrte Spielplätze, die schrille Impfdebatte und vor allem die permanente Corona-Beschäftigung in Politik und Medien erzeugten einen Teufelskreis der Dauerpanik. Manche Menschen haben bis heute nicht aus ihm herausgefunden, andere missbrauchten ihn als Ausrede für ihre Bequemlichkeit.Heute wissen wir es besser. Covid-19 bleibt eine gefährliche Krankheit, vor allem für Ältere und chronisch Kranke. Aber seinen omnipräsenten Schrecken hat das Virus verloren. Wenn man so will: Es ist demaskiert worden. Das bedeutet auch, dass jeder Bürger nun selbst entscheiden sollte, ob er zur Maske greift oder mit offenem Visier durch den Spätsommer spaziert. Prävention ist wichtig, Freiheit ist es aber auch. Gut, dass wir die Wahl haben.

Termine des Tages

In der Ukraine herrscht Entsetzen über den gestrigen russischen Angriff: In der östlichen Stadt Kostjantyniwka beschossen Putins Schergen einen Marktplatz. Kiew meldet 17 Tote, darunter auch ein Kind. Deutschland hat der Ukraine ein weiteres Iris-T-System zur Abwehr von Luftangriffen versprochen. Zwei bereits gelieferte Systeme weisen eine Trefferquote von annähernd hundert Prozent auf. Nach den USA ist Deutschland der wichtigste Waffenlieferant der bedrängten Ukrainer – eine historische Leistung der Regierung Scholz.Der bayerische Landtag befasst sich in einer Sondersitzung mit den Vorwürfen gegen Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger. Dessen Antworten auf 25 Fragen zu dem antisemitischen Flugblatt werden von vielen als ungenügend empfunden.In Großstädten wie Berlin dauert es mitunter länger als eine Stunde, bis nach einem Notruf Rettungssanitäter kommen. Das kann lebensgefährliche Folgen haben und geht natürlich gar nicht. Eine Regierungskommission stellt heute Verbesserungsvorschläge vor: Unter anderem sollen Rettungsdienste durch neue Leitstellen entlastet werden.Langsam wird es eng auf dem Mond: Jetzt schicken auch noch die Japaner eine Sonde auf den Erdtrabanten. Heute startet die Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Tanegashima; ein Rover soll neue Technologien für punktgenaue Landungen auf der Mondoberfläche testen. Ob es das jemals braucht?Falls Sie auch ein Fan der dänischen Politikserie “Borgen” sind, dürfen Sie sich freuen: Ab heute läuft die vierte Staffel auf “Arte”, Titel: “Macht & Ruhm”. Klingt vielversprechend.

Lesetipps

Gillamos ist Deutschland, Kreuzberg aber nicht? Stimmt nicht, zeigt eine Studie, die das Sinus-Institut für unsere Redaktion erstellt hat. Wie sehr Friedrich Merz daneben liegt und welcher Ort wirklich Durchschnitt ist, erklärt Ihnen meine Kollegin Camilla Kohrs.

Ohrenschmaus

Zum Schluss

Richtig motivierend, diese Politik!Ich wünsche Ihnen einen ersprießlichen Tag.