Tag 56 seit Kriegsbeginn: Die Ukraine erhält mehr Waffen – darunter auch schweres Kriegsgerät. In der Nacht wurden weitere Städte im Osten des Landes von Russland angegriffen. Alle Informationen im Newsblog.
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EU-Ratspräsident Michel überraschend in Kiew
9.15 Uhr: EU-Ratspräsident Charles Michel ist überraschend zu einem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. “In Kiew heute”, twittert Michel und veröffentlichte dabei ein Foto, dass ihn an einem Bahnhof zeigt. “Im Herzen eines freien und demokratischen Europas”, schreibt er weiter. Der Besuch war nicht angekündigt. Erst kürzlich war auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach Kiew gereist, um der Ukraine die Unterstützung der Europäischen Union im Kampf gegen die russische Invasion zu bekräftigen.
Luftwaffe holt weitere kriegsverletzte Ukrainer nach Deutschland
8.38 Uhr: Die Bundeswehr will weitere kriegsverletzte Ukrainer zur Behandlung nach Deutschland bringen. Dazu startete am Mittwoch ein Evakuierungsflug von Köln zum Flughafen der polnischen Stadt Rzeszow, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Mit dem Spezialflugzeug A310 MedEvac sollen – wie schon Anfang vergangener Woche – Kinder und Erwachsene ausgeflogen werden, um in Deutschland schwerste Verletzungen besser medizinisch versorgen zu können.
Der A310 MedEvac ist die fliegende Intensivstation der Luftwaffe. Verletzte werden in der Luft von Sanitätssoldaten weiterbehandelt. In der Vergangenheit waren auch verwundete ukrainische Soldaten nach Deutschland gebracht worden. Außerdem gab es zivile Hilfstransporte. Die Stadt Rzeszow liegt rund 90 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und ist ein wichtiges Drehkreuz für die Unterstützung der Ukraine.
Evakuierungskorridor für Mariupol geplant
8.26 Uhr: Die ukrainische Regierung hat sich nach eigenen Angaben mit den russischen Truppen auf einen Fluchtkorridor für Zivilisten aus der umkämpften Hafenstadt Mariupol geeinigt. “Wir haben es geschafft, eine vorläufige Einigung auf einen humanitären Korridor für Frauen, Kinder und alte Menschen zu erzielen”, erklärte die stellvertretende Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Mittwoch im Messengerdienst Telegram.
Die Zivilisten sollen demnach in die Stadt Saporischschja gebracht werden. “Angesichts der katastrophalen Lage in Mariupol konzentrieren wir unsere Bemühungen heute in dieser Richtung”, sagte die stellvertretende Regierungschefin.
London: Kämpfe im Donbass nehmen zu
8.09 Uhr: Die Kämpfe in der ostukrainischen Donbass-Region nehmen britischen Angaben zufolge weiter zu. Die russischen Streitkräfte versuchten dort, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen, teilt der britische Militärgeheimdienst in einem neuen Lagebericht mit. Zudem verstärke Russland seine Truppen an der Ostgrenze der Ukraine weiter. Auch bestehe weiter die Gefahr russischer Luftangriffe auf Ziele in der gesamten Ukraine.
Bundeswehr-Vize: Brauchen unsere Waffen für Nato und als Ersatzteile
8.08 Uhr: In der Debatte um die Militärunterstützung für die Ukraine hat der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr, Markus Laubenthal, einer Lieferung von schweren Waffen vonseiten der Bundeswehr eine Absage erteilt. “Um die Streitmacht zu betreiben und auch Folgekräfte auszubilden, brauchen wir die Waffensysteme”, sagte Laubenthal am Mittwoch im ZDF-“Morgenmagazin”. Auch der Panzer des Typs Marder werde für die vielfältigen Verpflichtungen unter anderem in den Nato-Verbänden noch gebraucht.
Durch die Berichterstattung der vergangenen Jahre sei weithin bekannt, in welchem Zustand die Bundeswehr ist und “das ist auch der Grund, warum wir das Sondervermögen brauchen”, sagte Laubenthal weiter. Damit könnten auch die materiellen Lücken geschlossen werden. Die von der Ukraine geforderten Marder-Panzer, die von der Bundeswehr zur Ausbildung genutzt werden, könnten nicht einfach übergeben werden, sagte Laubenthal. “Dann hätte die Bundeswehr nichts mehr, um Kräfte für die Schnelle Eingreiftruppe der Nato nachzuschicken, falls diese Unterstützung braucht.”
Zudem gebe es dann keine Möglichkeit mehr, sich an der Battlegroup in der Slowakei zu beteiligen und auf Eventualitäten zu reagieren. “Das würde die Verteidigungsfähigkeit doch erheblich schwächen.” Außerdem sei der Marder ein Kampfsystem, das in seiner Gesamtheit bedient werden müsse. Zwar ließe sich die Ausbildung verkürzen, “aber dennoch ist es immer noch eine Frage von Wochen”. Zudem müsse das Gerät hergerichtet werden.
Norwegen liefert der Ukraine Luftabwehrraketen
7.13 Uhr: Norwegen liefert der Ukraine rund 100 Luftabwehrraketen vom Typ Mistral. Die Waffen seien bereits verschifft worden, teilt das norwegische Verteidigungsministerium mit.
Kiew berichtet von russischen Angriffen gegen Sjewjerodonezk
7.01 Uhr: Der ukrainische Generalstab hat von erfolglosen russischen Versuchen berichtet, die Städte Rubischne und Sjewjerodonezk im ostukrainischen Gebiet Luhansk zu stürmen. “Nach den Erstürmungsversuchen der russischen Okkupanten in Rubischne und Sjewjerodonezk wurden 130 verletzte Soldaten des Gegners in das örtliche Krankenhaus von Nowoajdar eingeliefert”, teilte der Generalstab in seinem Lagebericht mit.
Darüber hinaus berichtete die ukrainische Militärführung von russischen Angriffsbemühungen nahe der Kleinstadt Isjum im Gebiet Charkiw und schweren Gefechten um Marjinka, Popasna, Torske, Selena Dolyna und Kreminna. Die prorussischen Separatisten hatten zuvor mitgeteilt, die Kontrolle über Kreminna erlangt zu haben. Von unabhängiger Seite lassen sich die Berichte nicht überprüfen.
Ukrainische Truppen in Mariupol bitten um Evakuierung in Drittstaat
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6.35 Uhr: In einem dramatischen Appell hat der ukrainische Kommandeur der verbliebenen Marineinfanteristen in der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol um eine Evakuierung in einen Drittstaat gebeten. “Der Feind ist uns 10 zu 1 überlegen”, sagte Serhij Wolyna, Kommandeur der ukrainischen 36. Marineinfanteriebrigade, in einer auf Facebook veröffentlichten einminütigen Videobotschaft. “Wir appellieren an alle führenden Politiker der Welt, uns zu helfen.”
Russland habe Vorteile in der Luft, bei der Artillerie, den Bodentruppen, bei Ausrüstung und Panzern, sagt Wolyna weiter. Die ukrainische Seite verteidige nur ein Objekt, das Stahlwerk Asowstal, wo sich außer Militärs noch Zivilisten befänden. Wolyna bittet, das “Verfahren der Extraktion” anzuwenden und alle – das Militär der Mariupol-Garnison, mehr als 500 verwundete Kämpfer und Hunderte Zivilisten – auf dem Territorium eines Drittlandes in Sicherheit zu bringen. “Das ist unser Appell an die Welt”, sagte Wolyna. “Das könnte der letzte Appell unseres Lebens sein.”
Zum US-Sender CNN sagte Wolyna, eine Evakuierung könne etwa per Schiff oder per Helikopter erfolgen. Auch eine internationale humanitäre Mission sei eine Möglichkeit. Zur Frage, wie viele ukrainische Militärs sich auf dem Gelände des Stahlwerks aufhielten, machte er keine Angaben. Zuletzt hielten sich russischen Angaben zufolge rund 2.500 ukrainische Kämpfer und 400 ausländische Söldner in dem Stahlwerk verschanzt. Ukrainischen Mitteilungen zufolge sollen rund 1.000 Zivilisten dort Schutz gesucht haben. Russland hat die ukrainischen Truppen dort bereits mehrmals dazu aufgerufen, sich zu ergeben.
Im Asowstal-Stahlwerk in Mariupol haben sich die letzten Verteidiger der Stadt verschanzt. (Quelle: Mariupol Stadtrat)
SPD-Chef Klingbeil will klare EU-Beitrittsperspektive für Ukraine
5.32 Uhr: SPD-Chef Lars Klingbeil hat sich für eine klare EU-Beitrittsperspektive für die Ukraine ausgesprochen. “Die Menschen in der Ukraine sind Europäerinnen und Europäer. Sie kämpfen für unsere europäischen Werte und mit großer Entschlossenheit gegen Putins brutale Truppen”, sagte er der Deutschen Presse-Agentur vor einem Treffen der Co-Parteivorsitzenden Saskia Esken mit dem ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk.
Natürlich müsse auch die Ukraine die Regeln für einen EU-Beitritt vollständig erfüllen und es brauche seine Zeit, bis der Antrag bewertet und die Aufnahmeverhandlungen starten könnten, sagte Klingbeil. “Aber das gemeinsame Signal in diesen schweren Zeiten, wir sehen euch als Teil der EU, ist richtig.”
Die Ukraine hatte kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs offiziell die Mitgliedschaft in der EU beantragt und dringt auf ein beschleunigtes Verfahren. Am Montag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Fragebogen für einen EU-Beitritt seines Landes an die Europäische Union weitergeleitet. Das Papier gilt als Grundlage für Beitrittsgespräche. Melnyk und Esken wollen sich am Mittwoch zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen treffen. Der Botschafter drängt die Bundesregierung zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine.
Bericht: Russland könnte Routen für Hilfslieferungen angreifen
5 Uhr: Der US-Sender CNN berichtet, dass nach amerikanischen Einschätzungen Russland versucht, Waffenlieferungen in der Ukraine anzugreifen. Bislang seien zwar noch keine Konvois beschossen worden. Die russischen Truppen könnten aber die Infrastruktur ins Visier nehmen und zum Beispiel wichtigen Brücken und Straßen zerstören. Auf diese Weise würden dringend benötigte Waffen nicht weitertransportiert werden können, wird ein Regierungsmitarbeiter zitiert. Allerdings könne damit nur eine Verzögerung erreicht werden. “Es gibt einfach zu viele Lieferungen”, sagte der Mitarbeiter. Die meisten Waffen kommen derzeit über Polen.
Eine zerstörte Brücke bei Malyn (Archivbild): Russland könnte mit Angriffen auf Verkehrswege Hilfslieferungen verzögern. (Quelle: Maxym Marusenko/imago images)
Atombehörde hat wieder Kontakt mit Tschernobyl
2.50 Uhr: Nach mehr als einem Monat Unterbrechung ist die direkte Kommunikation zwischen dem ehemaligen Kernkraftwerk Tschernobyl und der zuständigen ukrainischen Aufsichtsbehörde wiederhergestellt worden. Das teilte der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, am Dienstagabend unter Berufung auf Informationen der ukrainischen Atomaufsichtsbehörde mit.
Grossi sagte, dies sei ein weiterer wichtiger Schritt im Prozess der Wiederaufnahme der behördlichen Kontrolle der
Separatisten melden Einnahme von Kleinstadt Kreminna in Ostukraine
2.10 Uhr: Gruppierungen der “Volksrepublik” Luhansk haben eigenen Angaben zufolge eine Kleinstadt im Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine eingenommen. Die Stadt Kreminna sei “vollständig” unter Kontrolle der Einheiten der “Volksrepublik”, teilte die Luhansker “Volksmiliz” am Dienstagabend auf Telegram mit. Auf einem angehängten Video ist zu sehen, dass auf der Eingangstür der Stadtverwaltung eine russische Fahne hängt.
1 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht die Lage in der Hafenstadt Mariupol weiter als “so schwierig wie nur möglich”. Das russische Militär blockiere alle Versuche, humanitäre Korridore zu organisieren und ukrainische Bürger zu retten, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft, die in der Nacht zu Mittwoch auf Telegram veröffentlicht wurde.
Bewohner der Stadt, die sich in den Händen russischer Einheiten befänden, versuche man zu “deportieren” oder in die russischen Truppen zu mobilisieren. Leider, sagte Selenskyj weiter, bekomme man keine Antworten auf den Vorschlag eines Austauschs, der es erlauben würde, Zivilisten und Verteidiger der Stadt zu retten. Nähere Angaben zu dem Austausch machte er nicht. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei seiner abendlichen Videoansprache: Er beschreibt die Situation in Mariupol als “so schwierig wie möglich”. (Quelle: Bildschirmfoto)
So können Sie für die Ukraine spenden
Angesichts der Nachrichten aus der Ukraine fühlen sich viele Menschen hierzulande machtlos. Wenigstens mit einer Spende möchten sie helfen. Hier zeigen wir Ihnen eine Auswahl an Hilfsorganisationen.
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Im Asowstal-Stahlwerk in Mariupol haben sich die letzten Verteidiger der Stadt verschanzt. (Quelle: Mariupol Stadtrat)