So viel Einfluss hat die NRA


Grund dafür ist vor allem die Waffenlobby, allen voran die mächtige National Rifle Association (NRA). Sie wurde 1871 nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg von zwei ehemaligen Offizieren gegründet. Doch wie wichtig ist die NRA und was bezweckt sie genau? Ein Überblick:

Die NRA will, dass alles so bleibt, wie es ist

Bislang kommt man in den USA allgemein sehr leicht an Schusswaffen. Unterschiede gibt es von Bundesstaat zu Bundesstaat, aber mancherorts kann man sie sogar im Supermarkt kaufen. Erwachsene, die ihren Ausweis oder Führerschein vorzeigen, dürfen in Waffenläden Pistolen, Munition oder Schnellfeuergewehre erwerben – registriert sein müssen die Waffen, bis auf wenige Ausnahmen, nicht.Doch auf sogenannten “Gun Shows” der NRA sind ist nicht mal das nötig. Hier gehen jedes Wochenende Tausende von Schusswaffen über den Tresen. Versuche, dieses Vorgehen oder das Waffengesetz allgemein zu ändern, bekämpft die NRA bislang erfolgreich. 125.000 Ausbilder lehren einfachen US-Bürgern jährlich den Einsatz an der Waffe.Waffenverkauf in einem Supermarkt im US-Bundesstaat Virginia: Grundsätzlich ist es in den USA sehr einfach, an Waffen zu kommen. (Quelle: Joerg Boethling/imago-images-bilder)

So viel Geld macht die Waffenindustrie

Die Waffenfirmen spielen in den USA volkswirtschaftlich keine große Rolle. 140.000 Menschen arbeiten in den USA direkt an der Herstellung von Waffen, die nicht für den Kriegseinsatz bestimmt sind – und erbringen so eine Wirtschaftsleistung von 20 Milliarden Dollar pro Jahr. Das ist viel, aber in Relation zu anderen Branchen durchaus überschaubar.Zum Vergleich: Die Kriegswaffenindustrie der USA trägt mit 1,7 Millionen Beschäftigten 300 Milliarden Dollar zum Bruttosozialprodukt bei, die Autoindustrie über 700 Milliarden. Branchen wie Pharma, Medien oder Bergbau sind um ein Vielfaches größer als die Hersteller von Pistolen und nachgemachten Sturmgewehren. Dennoch hat die Waffenlobby einen so großen Einfluss auf Politik und Gesellschaft wie sonst kaum eine andere.Die Macht der NRA gründet sich vor allem auf zwei Aspekte:Auf die Liebe zur Waffe, die bei vielen US-Amerikanern noch immer fest verankert ist. Das Recht auf Waffenbesitz war zwar für eine Zeit gemacht, in der die USA großenteils aus unerschlossener Wildnis bestand und ihre Bürger in großer Entfernung voneinander lebten. Aber auch heute ist das Recht, eine Waffe zu besitzen, vielen US-Bürgern heilig. Etwa die Hälfte der Amerikaner besitzt laut Umfragen eine Schusswaffe – einige sogar mehrere. So galt die USA etwa im Jahr 2019 als das einzige Land, in dem die Zahl der Schusswaffen die der Einwohner übersteigt. Auf ihre Millionen von Mitgliedern. Nach eigenen Angaben belaufen sich diese auf etwa fünf Millionen – Tendenz steigend. Immer weiter lockt die Lobby unter dem Slogan “Es macht sich bezahlt, ein Mitglied zu sein” neue Mitglieder heran. Ihren Unterstützern stellt sie Rabatte etwa für Lebensversicherungen, Weine, Hotelzimmer oder Auto-Tarife zur Verfügung. Notwendig ist schlicht ein Mitgliedsantrag. Im Jahr 2016 gab die Organisation einen Großteil ihres Etats von 400 Millionen Dollar für Lobbyarbeit aus.

So demonstriert die NRA ihre Macht

Die breite Unterstützung in der Bevölkerung der USA weiß die NRA politisch für sich zu nutzen: Ihr politischer Arm, der Political Victory Fund, unterzieht etwa Politiker gemessen an ihrem Abstimmungsverhalten zu Waffenfragen einem öffentlich einsehbaren Rating. Setzt sich ein Politiker etwa für schärfere Waffenrechte ein, fällt seine Bewertung – während der Druck seitens der waffenliebenden Amerikaner steigt.Die NRA hat so schon mehrere politische Karrieren beendet – etwa die des ehemaligen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses Tom Foley. Der Demokrat legte sich in den neunziger Jahren mit der Lobby an, als er ein Verbot von Sturmgewehren unterstützte. Die NRA startete daraufhin eine Kampagne gegen ihn. Am Ende verpasste Foley den Wiedereinzug in den Kongress. Es war das erste Mal seit vielen Jahrzehnten, dass ein mächtiger Vorsitzender des Abgeordnetenhauses die Wiederwahl in den Kongress nicht schaffte. Und es war eine Machtdemonstration der NRA, vor der sich viele Politiker mittlerweile regelrecht fürchten.